Herzlich willkommen in der wundersamen Welt der Waschküchenregeln, dem Ort, an dem Socken verschwinden und die Wäscheleine manchmal seltsamere Kleidungsstücke trägt als eine Fashion Week in Paris. In idyllischen Mehrfamilienhäusern ist eine Liste von Richtlinien zusammengestellt, die sicherstellen sollen, dass das gemeinsame Waschvergnügen nicht in einer waschechten Tragödie endet.

Früher war die Waschküche eine Begegnungsstätte für einen netten Plausch unter Nachbarn. Heißt es deshalb vielleicht: Waschweiber? Hier wurde nicht nur Wäsche gewaschen, sondern auch manch andere Schmutzwäsche hinter vorgehaltener Hand.

Doch heute, wo Frauen und Männer zu gleicher Zeit arbeiten, der Haushalt abends oder an den Wochenenden erledigt wird, trifft man sich selten in der Waschküche. Und damit es nicht zum Gerangel kommt, gibt es Regeln und Zeiten für das Benutzen der Räume. Wer wann und wie lange waschen und trocknen kann und darf.

Ich selbst habe zu Beginn meines Hausfrauendaseins in einem Mehrfamilienhaus gewohnt. Es gab eine Waschmaschine für 4 Mietparteien. Der Vermieter war Herr dieser begehrten Maschine und gegen ein Pfand von 5 DM wurde die Maschine freigeschaltet. Nach Ende des Waschprogramms standen mir 10 Minuten zur Verfügung meine Wäsche aus der Maschine zu entfernen (genau, zu entfernen). Tat ich dies nicht, wurde meine Wäsche „beschlagnahmt“ und ich musste diese gegen ein Bußgeld auslösen. Also waschen und die Zeit vergessen, war unmöglich. Der Typ hat einen Monk aus mir gemacht, denn bis heute leide ich unter dem Zwang, meine Wäsche sofort aus der Maschine „zu entfernen“.

Der soziale Knigge der Waschküche

In der Waschküche herrscht ein eigener Kodex: Hier werden nicht nur Flecken bekämpft, sondern auch zwischenmenschliche Fettnäpfchen.

Spruch meiner Großmutter: „Keine Unterwäsche auf die Wäscheleine!“ Ja, wo soll ich Sie denn trocknen? fragte ich „In einem Handtuch eingeschlagen im Badezimmer“.  Unterwäsche ist sehr persönlich und bevor der Nachbar sich schamlos ergötzt, verstecken wir die Liebestöter.

Denn ich möchte nicht die sein, über die am Küchentisch gelästert wird, weil ich meine Slips oder gar BHs auf dem Gemeinschaftswäscheständer trocknen lasse, der eigentlich nur für Küchentücher gedacht ist. Noch heute, fast 50 Jahre nach diesem Reglement höre ich Großmutters Stimme leise flüstern, wenn ich in der einen Hand den Schlüpper und in der anderen die Wäscheklammer habe. Wie gut, dass es Wäschetrockner gibt, die diese Intimitäten diskret trockenen und schweigen.

Meine Maschine, Deine Maschine

Kennt Ihr diese neuen Waschmaschinen, die per App gesteuert werden und nicht durch vergilbte abgegriffene Drehknöpfe? Solange Du mit Deinem Oldtimer alleine in einer Wohnung bist, wenn Deine Waschmaschine wie ein Elefantenballett zu tanzen beginnt, und man befürchtet der Nachbar klopft hämisch grinsend an die Tür und fragt, welche Herde hier tanzt.

Moderne Waschmaschinen hingegen sind, wie professionelle Tänzerinnen – sie schleudern so sanft, dass man meinen könnte, sie würden eine Ballett-Aufführung geben. Da werden selbst die empfindlichsten Kleidungsstücke nicht in einem Strudel geschleudert!!

Aber es gibt auch Dinge, die wir an alten Waschmaschinen zu schätzen wissen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass man mit ihnen eine regelrechte Zeitreise erleben kann?

Eine Waschladung dauert gefühlt so lange wie die Ewigkeit. Man stellt die Maschine an und hat genug Zeit, um ein Buch zu lesen, eine Sprache zu erlernen oder den Jakobsweg zu laufen. Moderne Waschmaschinen hingegen haben die Zeitreise-Funktion einfach auf den Kopf gestellt – sie waschen Wäsche so schnell, dass man kaum merkt, dass die Maschine überhaupt läuft.

Zeitmanagement ist hier das A und O! Leg Deine Wäsche zeitoptimiert ein, immer mit Blick auf die Uhr. Ist das Waschprogramm um 14:07 Uhr fertig, dann sei spätestens um 14:06 Uhr vor Ort. Verspätungen im Zuge schneller Waschgänge sind ein klares No-Go und lassen das Trommel-Herz Deiner Nachbarn schneller schlagen – allerdings nicht vor Entzückung.

Zieht ein neuer Nachbar ein, wird er nach dem Modell der Waschmaschine typisiert. Toppen kann er das Ganze, wenn statt dem Trockner ein klappriger Wäscheständer Einzug hält. Dann hat er verloren, wahrscheinlich besitzt der Neue noch Holz-Wäscheklammern.

Wo Sockenmonster zuhause sind

In mancher Waschküche wurde schon ein echtes Faible für Socken entwickelt. Denn Socken verschwinden auf dem Weg von „unterm Bett- hinter dem Schrank-unter der Couch-Weg“ bis zur Wäscheleine. Und garantiert wohnt hier ein Sockenmonster.

Habt ihr euch jemals gefragt, wo all die einzelnen Socken bleiben, die in der Waschmaschine verschwinden? Nun, die Antwort liegt ganz klar bei den mysteriösen Sockenmonstern! Diese kleinen Schelme schleichen sich in unsere Waschmaschinen, um sich von den Socken zu ernähren – und zwar nur von einzelnen pro Mahlzeit! Sie sind Meister des Versteckens und haben das unglaubliche Talent, nur eine Socke zu stehlen und die andere heimlich wieder zurückzulegen. So stehen wir dann da, mit einer Schublade voller einsamer Socken. Vielleicht sollten wir den Sockenmonstern einfach einen Deal anbieten: Wenn sie ihre Raubzüge einstellen, erhalten sie ihre eigene Kollektion.

Waschweiber, unsere Heldinnen

Die Waschweiber – die Heldinnen der Waschküche! Diese furchtlosen Frauen haben die Energien der Waschmaschine noch nie zu Gesicht bekommen. Sie schwören auf das gute alte von Hand waschen und sind wahre Meisterinnen im Einsatz von Waschbrettern und Seifenstücken. Mit ihren kräftigen Armen und der Ausdauer einer Marathonläuferin schlagen sie auf die Wäsche ein, als ob sie einen Sack Kartoffeln zerkleinern würden. Man würde denken, sie würden einen Boxkampf gegen eine besonders hartnäckige Hose führen. Doch Vorsicht, stolpert nicht über ihre klatschnassen Kleidungsstücke, die durch die Luft fliegen! Wenn man das laute Klatschen ihrer Wäsche hört, weiß man, dass die Waschküche einen neuen Helden hat – das Waschweib!

Auf ein gutes Miteinander

Also liebe Waschküchen-Bewohnerinnen und -Bewohner, wir haben in diesem Artikel viel über moderne Waschmaschinen, in die Jahre gekommene Waschmaschinen, Sockenmonster und Waschweiber gesprochen. Aber lasst uns zum Abschluss noch über etwas sprechen, das mindestens genauso wichtig ist – die ungeschriebenen Regeln und ein harmonisches Miteinander in der gemeinsamen Waschküche.

Erstens, liebe Waschküchen-Nachbarn, teilen ist das Zauberwort! Teilt die gemeinsamen Waschmaschinen gerecht und achtet auf die Zeitpläne. Niemand will in einen Kampf um die letzte freie Maschine verwickelt werden. Und wenn ihr versehentlich die Socken in der Maschine des Nachbarn entführt habt, gebt sie ihnen zurück – es sei denn, das Sockenmonster hat bereits zugeschlagen.

Zweitens, lasst uns über Etikette sprechen. Wäsche, die tagelang in den Maschinen sitzt und ihre Präsenz verkündet, als wären sie die Hauptattraktion des Waschsalons, ist nicht gerade angenehm. Sorgt dafür, dass ihr eure Wäsche rechtzeitig entfernt, damit andere ihre Wäsche ebenfalls waschen können und nicht von einer Berglandschaft aus Kleidungsstücken begrüßt werden.

Drittens, bitte achtet auf die Lautstärke. Wir wissen, dass das Rattern der Waschmaschine und das Schleudern manchmal nicht zu überhören sind, aber müsst ihr wirklich in einer Operette mitspielen? Lasst uns versuchen, das Waschsalon-Konzert auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, damit wir uns alle gegenseitig hören können – ohne dass unsere Trommelfelle rebellieren.

Viertens, und dies ist besonders wichtig, seid freundlich zueinander. Egal wie groß oder klein die Waschküche ist, wir teilen alle diesen gemeinsamen Raum. Das bedeutet, dass wir Rücksicht aufeinander nehmen und Respekt zeigen sollten. Ein Lächeln, eine freundliche Geste oder sogar ein Gespräch über die ungewöhnlichen Muster auf unseren Unterhosen können das Waschsalon-Erlebnis um ein Vielfaches angenehmer machen.

Insgesamt geht es bei all diesen Regeln darum, eine angenehme und friedliche Waschküchen-Umgebung zu schaffen. Lasst uns gemeinsam für saubere Wäsche und eine gute Stimmung sorgen. Und wer weiß, vielleicht finden wir sogar neue Freunde inmitten unserer Wäschetürme.

In diesem Sinne, frohes Waschen und mögen eure Waschmaschinen leise surren und niemals tanzen!